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Die Corporate Governance ist ein System aus Regeln, Praktiken und Prozessen, mit denen ein Unternehmen geleitet und kontrolliert wird. Sie berücksichtigt die Interessen aller Anspruchsgruppen (Stakeholder) eines Unternehmens – z.B. von Aktionären, Teilhabern und Finanziers. Ihr Ziel ist es, durch Trennung von Eigentum, Leitung und Kontrolle mögliche Interessenskonflikte zwischen allen Anspruchsgruppen zu vermeiden. Daher umfasst die Corporate Governance praktisch alle Bereiche des Managements von Aktionsplänen und internen Kontrollen bis hin zur Leistungsmessung und Offenlegung von Informationen. Die Corporate Governance ist somit ein Instrument, das Informationsvorsprünge zwischen Geschäftspartnern verhindern soll und mögliche Vertragslücken überwindet. Auf diese Weise sollen Transparenz und Kontrolle der Unternehmensführung gesteigert werden. Kurz: Im Mittelpunkt einer starken Corporate Governance steht immer der langfristige Unternehmenserfolg. Zwischen folgenden Stakeholdern (Anteilseignern) wird unterschieden:
Jede dieser Bezugsgruppen hat das Ziel, für seine geleisteten Beiträge eine angemessene Gegenleistung zu erhalten. Die Corporate Governance muss also einerseits die übergeordneten Ziele des Unternehmens definieren und andererseits ein Regelwerk darstellen, das Interessenskonflikte zwischen den Stakeholdern vermeidet bzw. auflöst. Neben der Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen ist vor allem der Umgang mit vertraulichen Informationen sowie die Maßnahmen zum Datenschutz durch die Corporate Governance geregelt. Viele Unternehmen ergänzen die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben darüber hinaus durch eine zusätzliche freiwillige Selbstverpflichtung. Um einheitliche Regeln zu definieren, haben Unternehmen auf regionaler, nationaler und globaler Ebene einen gemeinsamen Kodex entwickelt. In Deutschland existiert der DCGK (Deutscher Corporate Governance Kodex), er wurde 2002 verfasst und zuletzt im Februar 2017 aktualisiert. Es ist jedem Unternehmen frei überlassen, diesen Kodex zu nutzen. Generell gilt er allerdings als Maßstab für eine gesunde Unternehmensführung in großen Betrieben.
Anwendung der Corporate Governance
Um eine verantwortungsvolle Unternehmensführung zu gewährleisten, können Unternehmen auf fünf wesentliche Maßnahmen zurückgreifen:
1. Gewaltenteilung (Trennung von Eigentum und Verfügungsmacht)
2. Transparenz
3. Eindämmung von Interessenskonflikten
4. Sicherstellung fachliche Qualifikation
5. Motivation der Unternehmensmitglieder zu wertorientiertem Verhalten
Gewaltenteilung: Die Verfügungsrechte werden zwischen mehreren Akteuren aufgeteilt
**Transparenz: **Das Unternehmensgeschehen soll offengelegt werden, um Informationsfluss zwischen allen Akteuren aufrechtzuerhalten
Eindämmung von Interessenskonflikten: Zielt i.d.R. auf die Verfügungsmacht des Managements ab, da dies besonders effiziente Möglichkeiten hat, das eigene Interesse über das Unternehmensinteresse zu stellen. Bezieht außerdem die Abschlussprüfer und Aufsichtsratsmitglieder mit ein
Sicherstellung fachliche Qualifikation: Sie ist die Voraussetzung für die kompetente Durchführung von Leitungs- und Überwachungsaufgaben. Überwachende Organe benötigen fachliche Kompetenz, um Risiken und Lösungen abwägen zu können
Motivation der Unternehmensmitglieder: Soll opportunistischem Verhalten vorbeugen. Kann z.B. durch materielle Anreize aktiviert werden.
Um sicherzustellen, dass beispielsweise der CEO (Agent) das Unternehmen im Interesse des Firmengründers (Prinzipal) führt, kann im Rahmen der Corporate Governance die „Prinzipal-Agent-Theorie“ genutzt werden. Sie soll folgende Probleme verhindern:
Die „Prinzipal-Agent-Theorie“ bietet folgende Präventionsmöglichkeiten:
Praxisbeispiel: Bei der SAP AG ist die Steigerung des Unternehmenswertes fest mit der Corporate Governance verbunden: Charakteristisch für das von SAP angewandte Regelwerk ist, dass die Funktionen Führung und Überwachung zwei verschiedenen Organen zugewiesen sind – Vorstand und Aufsichtsrat. Auch Arbeitnehmervertreter sind Mitglieder des Aufsichtsrates und haben entsprechendes Mitbestimmungsrecht. Das dritte (nach dem deutschen Aktiengesetz) vorgesehene Organ ist die Hauptversammlung. Hier können Aktionäre ihre Rechte ausüben.
Instrumente zur Einhaltung & Auswirkungen der Corporate Governance
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hat in Kooperation mit dem Handelsblatt untersucht, welche Auswirkungen der Corporate Governance auf den Unternehmenserfolg hat. Das Ergebnis: 30 % der befragten Firmen gaben an, dass sich ihre Corporate Governance auf die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben beschränke. Die restlichen 70 % sehen darin außerdem eine zusätzliche freiwillige Selbstverpflichtung.
Die Studie fragte außerdem danach, wer für die Einhaltung der Corporate Governance-Regelwerks verantwortlich ist:
Laut der Studie wirkt sich eine starke Corporate Governance wie folgt auf Unternehmen aus:
Mit dem deutschen Corporate Governance Kodex existiert hierzulande eine effiziente Grundlage, die Prozesse und Handlungen von Unternehmen transparent macht – auf nationaler und internationaler Ebene. Auf diese Weise wird das Vertrauen in die Unternehmensführung deutscher Gesellschaften gestärkt, um deutschen Firmen auf dem internationalen Markt einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Der Corporate Governance Kodex basiert einerseits auf gesetzlichen Vorschriften zur Leitung und Kontrolle deutscher börsennotierter Gesellschaften und andererseits enthält er anerkannte Standards. Die Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Kooperation mit dem Handelsblatt belegt, dass Corporate Governance in der Praxis positiv wahrgenommen wird. Aus diesem Grund möchten rund 72% der befragten Unternehmen ihre diesbezüglichen Bemühungen weiter ausbauen.
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