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18.10.2017 Alle Artikel

Zeitarbeit in der Pflege: Vor- und Nachteile

Tendenzieller Anstieg von Zeitarbeit in der Pflege löst Befürchtungen aus

In der Pflegebranche herrscht seit Langem Personalmangel. Examinierte Kranken- und Altenpfleger werden dringend gesucht. In Zeiten von Engpässen greifen einige Einrichtungen auf Zeitarbeiter zurück. 

Die Arbeitsbedingungen in der Zeitarbeit machen das Modell für viele Pflegekräfte attraktiv. Sie entscheiden sich bewusst für die Arbeitnehmerüberlassung. Auch Einrichtungen können vom Personalleasing profitieren. Der tendenzielle Anstieg von Zeitarbeitern in der Pflege löst jedoch Befürchtungen aus. Die größte Sorge ist eine Abwanderung von Stammpersonal in die Zeitarbeit. Derzeit ist eine Bundesratsinitiative zur Eindämmung von Zeitarbeit in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen geplant.  

Auf dieser Seite erfahren Sie Alles, was es zum Thema Zeitarbeit in der Pflege zu wissen gibt:

  1. Aktuelle Entwicklungen
  2. Welche Vorteile bietet die Zeitarbeit Pflegekräften?
  3. Welche Nachteile hat die Zeitarbeit für Pflegekräfte?
  4. Wie können Arbeitgeber im Gesundheitswesen vom Personalleasing profitieren?
  5. Welche Gesetze sollten Entleiher kennen?

Zeitarbeit in der Pflege: Aktuelle Entwicklungen

Immer mehr Pflegekräfte zieht es in die Zeitarbeit: Das Modell der Arbeitnehmerüberlassung scheint für Pflegepersonal eine attraktive Alternative zur konventionellen Festanstellung zu sein. Laut einer statistischen Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit arbeiten 12.000 Leiharbeiter in der Altenpflege. 22.000 sind in der Krankenpflege eingesetzt– ein Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. 

Recherchen des NDR haben ergeben, dass die Zahl der vermittelten medizinischen Fachkräfte um 15 % pro Jahr steigt. Interessant ist, dass 80 % davon vorher in einem Krankenhaus als Festangestellte gearbeitet haben. Im Rahmen dieser Entwicklungen wird diskutiert, ob Stammpersonal zu Gunsten der Zeitarbeit abwandert und zu viel Leiharbeit in der Pflege zu Problemen führt.

Der Wechsel ist vielfach motiviert durch die besseren Arbeitsbedingungen, die das Modell Zeitarbeit Pflegekräften bieten kann. Leiharbeiter werden zwar nur temporär bei einem Entleiher eingesetzt, verfügen aber entgegen der landläufigen Meinung über einen festen Arbeitsvertrag. Sie sind meist unbefristet und sozialversicherungspflichtig bei einem Personaldienstleister angestellt. 

Somit genießen sie alle Arbeitnehmerrechte und soziale Sicherheit. Zeitarbeiter haben Anspruch auf den tarifvertraglich vereinbarten Lohn, auf Leistungen aus Renten-, Kranken-, Pflege-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung, auf Entlohnung bei Krankheit, Urlaub und zwischen den Aufträgen.

Welche Vorteile bietet die Zeitarbeit für Pflegekräfte?

Ein häufig genannter Grund für den Wechsel in die Zeitarbeit sind die besseren Arbeitsbedingungen. Krankenhäuser, Kliniken und Pflegeeinrichtungen haben z. T. mit Personalmangel und hohen Personalausfällen zu kämpfen, um die Rund-um-die-Uhr-Versorgung sicherzustellen. Die Folge: ein hoher Arbeitsanfall in der Pflege. 

Bei hohen Ausfallzeiten müssen anwesende Pflegekräfte als Vertretung einspringen und schieben nicht selten Extraschichten. Auch Überstunden und Nachtarbeit sind keine Seltenheit. Die mangelnde Planbarkeit wirkt sich auf die Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben aus. Die hohe Arbeitsbelastung, Stress und der fehlende Ausgleich einer gesunden Work-Life-Balance können den Gesundheitszustand beeinträchtigen. Laut Recherche der ZEIT ist knapp ein Drittel des deutschen Pflegepersonals Burnout-gefährdet. 

Der Einsatz im Rahmen der Zeitarbeit bietet in den meisten Fällen den Vorteil, dass Pflegekräfte Einfluss auf ihre Einsatzzeiten haben, Arbeits- und Schichtzeiten also mitbestimmen können. Eine alleinerziehende Pflegefachkraft könnte z. B. bestimmte Schichten ausklammern, um Arbeits- und Familienleben besser zu vereinbaren. 

Ein geregelter Arbeitsplan lässt Raum, um zum Beispiel nebenher ein berufsbegleitendes Studium zu absolvieren oder sich ein weiteres Standbein aufzubauen. Durch den Wegfall kurzfristiger Extra- oder Wochenendschichten wird die Arbeitsbelastung verringert. Auch der Einsatz in unterschiedlichen Regionen und Fachbereichen kann je nach Präferenz der Pflegekraft von Vorteil sein. 

Wer abwechslungsreiches Arbeiten schätzt, gerne neue Menschen und Bereiche kennenlernt und Routine oder das Verharren in festen Strukturen vermeiden möchte, kann hier profitieren. Er sammelt ein breites Erfahrungswissen und kann mit seinem Blick von außen neue Impulse einbringen. Oft verdient eine Pflegefachkraft im Rahmen der pflegerischen Arbeitnehmerüberlassung ein übertarifliches Gehalt. Viele Personaldienstleister bieten außerdem fachliche WeiterbildungenZuschüsse (z. B. zur Kinderbetreuung) und die Möglichkeit flexibler Arbeitszeiten an.

Welche Nachteile hat die Zeitarbeit für Pflegekräfte?

Wie bei jeder Entscheidung müssen Pflegekräfte in der Zeitarbeit auch Abstriche machen. Sie bleiben oft nur für begrenzte Zeit in einer Einrichtung. Kollegen und Patienten wechseln regelmäßig. Auch die Einsatzorte ändern sich. Daher kann die Arbeitsstätte mal weiter, mal weniger weit entfernt vom eigenen Zuhause liegen.  

Strukturen und Routinen können sich je nach Einrichtung unterscheiden. Wer sich bewusst für einen Wechsel in die Zeitarbeit entscheidet, sieht dies jedoch eher als Vorteil. Pflegekräfte in der Zeitarbeit kennen unterschiedliche Arbeitsabläufe und sind meist sehr gut dazu in der Lage, sich anzupassen. 

Wie können Arbeitgeber im Gesundheitswesen vom Personalleasing profitieren?

Das Modell der Arbeitnehmerüberlassung bietet Arbeitgebern im Gesundheitsbereich eine Alternative zum Einsatz von Honorarkräften bzw. zur freiberuflichen Pflege. Ein Zeitarbeiter ist bei einem Personaldienstleister arbeitsvertraglich angestellt. Für einen vereinbarten Einsatzzeitraum ist er in einer Pflegeeinrichtung tätig. 

Für Kliniken und andere Einrichtungen ist die Leiharbeit ein wertvolles Flexibilisierungsinstrument. Sie verfügen über eine ad hoc abrufbare Reserve für einen bedarfsgerechten Personaleinsatz. Die Verrechnungssätze sind dabei oft geringer, als wenn sie selber eine flexible Personalreserve vorhalten würden. In Spitzenzeiten können die Einrichtungen auf den Mitarbeiterpool der Zeitarbeitsfirmen zurückgreifen, um Personalengpässe, teure Überstunden und die zusätzliche Arbeitsbelastung für das Stammpersonal zu vermeiden

Insgesamt kann eine geringere Belastung zu einer ausgeglichenen und motivierten Belegschaft beitragen. Eine dauerhafte Überforderung der Beschäftigten wirkt sich negativ auf die Arbeitszufriedenheit aus, was das Risiko der Fluktuation erhöhen und die Einrichtung im Falle einer hohen Fluktuationsrate unter Rekrutierungsdruck setzt. 

Beim Einsatz von Leiharbeitern übernimmt der Personaldienstleister oder das Zeitarbeitsunternehmen die Personalrekrutierung. Der Verleiher erstellt z. B. Anforderungsprofile, veröffentlicht Stellenausschreibungen, sichtet Bewerbungsunterlagen, führt Auswahlgespräche und Vertragsverhandlungen und legt die Personalakte an. Der Rekrutierungsaufwand und die hauptsächliche Verwaltungsarbeit liegen somit beim Verleiher.

Zeitarbeit in der Pflege: Welche Gesetze sollten Entleiher kennen?

Am 1. April 2017 ist das reformierte Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG-Reform) in Kraft getreten. Zu den wichtigsten Neuerungen in der Überlassung von Arbeitnehmern gehören die Regelungen Equal Pay und Höchstüberlassungsdauer. 

Eine stufenweise Annäherung der Löhne von Zeitarbeitern an das Arbeitsentgelt vergleichbarer Stamm-Mitarbeiter erfolgte bereits seit 2012 mit der Einführung der Branchenzuschläge. Mit dem Equal-Pay-Grundsatz erhalten Leiharbeitnehmer nach 9 Monaten ununterbrochener Beschäftigung im Entleihunternehmen einen gleichwertigen Lohn wie Stammmitarbeiter. Liegt ein Branchenzuschlagstarifvertrag vor, ist eine Abweichung auf 15 Monate möglich. Das Entgelt beinhaltet auch vermögenswirksame Leistungen, Verpflegungszuschüsse, Entgeltfortzahlungen, Sonderzahlungen (z. B. Prämien, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld), Zulagen oder Zuschläge sowie Sachbezüge (Diensthandy, Dienstwagen…), die vergleichbaren Stammarbeitnehmern gewährt werden. 

Mit dem Equal-Treatment-Grundsatz hat der Mitarbeiter ein Recht auf die wesentlichen Arbeitsbedingungen im Entleihbetrieb, beispielsweise die Nutzung von Kantinen, Pausen- und Raucherräumen, Beförderungsmitteln oder Kinderbetreuungseinrichtungen wie einer Betriebskita. 

Die Überlassungshöchstdauer regelt, dass ein Zeitarbeiter nicht länger als 18 aufeinanderfolgende Monate demselben Entleiher überlassen werden darf. Existiert für die Einsatzbranche des Kunden ein Tarifvertrag, kann die Überlassungshöchstdauer unter bestimmten Voraussetzungen abweichen. Seit 2018 haben die Regelungen erstmalig auch in der Praxis ihre Wirkung entfaltet.

Fazit

Immer mehr Pflegekräfte entscheiden sich aufgrund der besseren Arbeitsbedingungen für eine Anstellung in der Zeitarbeit. In vielen Fällen haben sie Einfluss auf ihre Einsatzzeiten und eine verringerte Arbeitsbelastung. Oft zahlen Personaldienstleister ein überdurchschnittliches Gehalt und bieten attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten an. Arbeitgeber im Gesundheitswesen können das Modell der Arbeitnehmerüberlassung als Flexibilisierungsinstrument nutzen, um auf schnell verfügbare Personalreserven zurückzugreifen. 

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