HR-Studien zeigen: So erreichen Sie mehr Bewerber & halten Mitarbeiter
Digitalisierung, Wertewandel und das ewige Lied von Fachkräften, die sich als Nadel im Heuhaufen entpuppen: Die neue Arbeitswelt bringt leider nicht nur Sonnenseiten mit sich. Über vielen Unternehmen schwebt die Regenwolke „Personalnotstand“ und anstelle von Talenten hagelt es Vakanzen. Aber Kopf hoch, es gibt auch Lichtblicke. Zum Beispiel viele praktische Studien mit aussagekräftigen Daten, die sich hervorragend dazu eignen, um sinnvolle HR-Maßnahmen von ihnen abzuleiten. Wir konzentrieren uns in diesem Beitrag darauf, **potenzielle Mitarbeiter zu gewinnen & sie anschließend an das Unternehmen zu binden. **Los geht’s:
Recruiting-Tipps: Was macht Unternehmen für Bewerber attraktiv?
Gehaltsangaben: Rares für Bares
In Frankreich oder Großbritannien gehört die Gehaltsangabe in Stellenanzeigen schon längst zum guten Ton. Hierzulande können Bewerber lange danach suchen. Schade. Denn der Wunsch nach einer entsprechenden Angabe ist laut der Jobsuchmaschine Adzuna größer denn je. Sie ermittelte in einer Studie, dass rund 74% **der Befragten finden, dass Jobinserate diese Information generell beinhalten sollten. **Laut Adzuna verrieten weitere 60%, dass sie sich (sofern sie die Wahl hätten) immer für das Unternehmen entscheiden würden, das Gehaltsangaben macht.
Recruiting-Prozess: Wunschkonzerte für mehr Gehör
Das schwedische Forschungsinstitut Potentialpark befragte weltweit 28.007 Studierende, darunter 1.312 aus Deutschland, zum Thema Recruiting-Prozess. Das Ergebnis: Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, sollte das Bewerbungsverfahren an die Wünsche der Bewerber angepasst & authentisch sein. Demnach wünschen sich (junge) Kandidaten:
- in sozialen Medien authentisch von Arbeitgebern angesprochen zu werden
- nützliche & aktuelle Informationen in einer zum Unternehmen passenden Sprache
- Bilder aus dem Arbeitsalltag
Im Laufe der Studie kristallisierte sich heraus, dass folgende Punkte beim **Online-Bewerbungsverfahren **für Frustration seitens der Kandidaten sorgen:
- unübersichtliche Eingabemasken
- beschränkte Möglichkeiten, um Daten in der Zwischenablage zu speichern oder Dokumente hochzuladen
- keine mobile Anpassung
So haben 39% der Befragten bereits eine Bewerbung wegen technischer Probleme abgebrochen.
Potentialpark erstellte außerdem ein Ranking der Top-Karrierewebseiten in Deutschland wer als Arbeitgeber Inspiration braucht, sollte ruhig mal einen Blick auf die jeweiligen Karriereseiten der Firmen werfen:
- Deutsche Telekom
- Fresenius
- Thyssen Krupp
Im Überblick: Was die Karriereseiten aus dem Ranking gemeinsam haben:
- **Medienmix **– Bilder, Beiträge & Videos geben authentische Einblicke ins Unternehmen
- Mitarbeiter als Markenbotschafter berichten vom Arbeitsalltag
- Die Seite ist **übersichtlich **gestaltet, z.B. durch klare Trennung zwischen „Berufserfahrene“, „Berufseinsteiger“, „Studierende“ und „Schüler“
- **Zertifikate **werden kommuniziert (z.B. ABB Group, die 2018 von der Bertelsmann Stiftung als „familienfreundlicher Arbeitgeber“ zertifiziert wurde)
- Kandidaten haben die Möglichkeit, ein **Bewerberprofil **zu erstellen, in dem laufende Bewerbungen verfolgt werden können (plus für die HR-Verantwortlichen: Auf diese Weise entsteht ein Pool an Kandidaten, auf die sie ggf. zurückgreifen können)
- Es gibt einen** Job-Agenten**, der Interessierte über neue Stellen informiert, die deren Präferenzen entsprechen
- Kandidaten können Jobs in **Favoritenlisten **speichern
- Talente haben die Möglichkeit, ihr Profil durch die **Synchronisierung **mit anderen Jobnetzwerken (LinkedIn, XING) zu erstellen & sparen auf diese Weise Zeit
- Stärken der **Arbeitgebermarke **werden klar kommuniziert
- Die Karriereseite ist mobiloptimiert
Bewerberansprache: Weg von Standardisierung, mehr Individualität
Bewerber wünschen sich eine authentische und persönliche Ansprache. Wie Sie das als Recruiter am besten bewerkstelligen? Schärfen Sie das Profil des gesuchten Mitarbeiters. Je genauer Sie wissen, nach wem Sie eigentlich suchen, desto zielgruppengerechter ist letztlich das Jobinserat. Dafür bieten sich Candidate Personas perfekt an – mehr dazu erfahren Sie in unserem Beitrag Wunschkandidaten mit Candidate Personas finden und überzeugen.
Active Sourcing: Wechselwillige ansprechen
Der Engagement Index Deutschland 2018 fand heraus, dass **71% der Arbeitnehmer ihre Kündigung innerlich längst geschrieben **haben. Das Arbeitsverhältnis hängt am seidenen Faden und es braucht nicht mehr viel, um solche Wackelkandidaten zu überzeugen. Häufig sind die Wechselwilligen jedoch nicht aktiv auf der Suche, weshalb Sie als Arbeitgeber auf Active Sourcing zurückgreifen sollten. Die Chancen stehen also gut, wenn Sie z.B. auf XING Kandidaten suchen und direkt ansprechen.
Mitarbeiter halten: Was stärkt die Mitarbeiterbindung?
Was Arbeitgeber für die Bindung tun
Der Human-Ressources-Report 2018 von Hays befragte 800 Führungskräfte aus verschiedenen Unternehmen zum Thema Personalentwicklung. Das Ergebnis: mit 37% landete der Punkt „Mitarbeiterbindung“ auf Platz eins der HR-Agenda vieler Firmen. Auf die Frage „Wie soll die Bindung künftig gestärkt werden?“ antworteten:
- 57% „gutes Betriebsklima“
- 46% „flexible Arbeitszeiten“
- 44 % „marktgerechte Entlohnung“
Auf die Frage, was Unternehmen bereits dafür tun, um die langfristige Beschäftigungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter zu fördern, sagten:
- 50% „lebenslange Fort- und Weiterbildung“
- 44% „Erhalt der Work-Life-Balance“
- 39% „Maßnahmen zur Gesundheitsförderung“
Im völligen Widerspruch zu diesen ambitionierten Aussagen steht die Realität: So setzen laut der Studie nur 38% der Firmen die Idee von Bildungsmaßnahmen auch in die Tat um.
Realitätscheck: Decken sich Maßnahmen und Wünsche der Arbeitnehmer?
Was muss ein Unternehmen bieten, das Mitarbeiter von sich überzeugen, einstellen und halten will? Die ManpowerGroup befragte in der Studie „Jobzufriedenheit 2017“ 1.018 Arbeitnehmer zu diesem Thema und erhielt spannende Antworten:
- 91% wünschen sich Wertschätzung durch ihren direkten Vorgesetzten
- Weitere 91 % wünschen sich ein regelmäßiges, ehrliches Feedback
- 88% würden sich über ein privates Interesse an ihrer Person freuen
Argumente, die Wackelkandidaten vom Jobwechsel überzeugen
Der oben bereits erwähnte Engagement Index Deutschland 2018 und eine aktuelle XING-Umfrage sprechen dieselbe Sprache: Viele Deutsche haben ihre Kündigung innerlich längst geschrieben und das Arbeitsverhältnis hängt am seidenen Faden. (laut Engagement Index: 71%, laut XING 32%). Das Forsa-Institut hat die Wackelkandidaten im Auftrag von XING außerdem dazu befragt, worauf sie bei einem Wechsel besonderen Wert legen:
- Gutes Gehalt (85%)
- Guter Kollegenzusammenhalt (81%)
- Gutes Vorgesetztenverhalten (74%)
Gute Führungskräfte
Besonders auffällig ist der Wunsch nach starken Führungskräften mit ausgereiften Social Skills. Entsprechende Fortbildungsangebote bieten sich also an, um leitende Angestellte für diese Thematik zu sensibilisieren.
Ansprechende Arbeitsplatzgestaltung
Die IBA-Studie 2017 „Wohlbefinden im Büro“ befragte Arbeitnehmer nach ihren Wünschen zur Arbeitsplatzgestaltung. In der Umfrage gaben immerhin 14 % an, dass sie eine Stelle bereits abgelehnt hätten, weil ihnen die Büroräume nicht zusagten. Was ist Arbeitnehmern besonders wichtig? 98 % legen Wert auf einen bequemen Bürostuhl, 93% auf eine hochwertige technische Ausstattung, 90% auf viel Tageslicht und 89% auf einen niedrigen Geräuschpegel.
Emotionale Bindung: Eine Checkliste
Das Gallup-Institut nutzt in seinen Studien folgende Faktoren zur Messung der emotionalen Mitarbeiterbindung. Diese Punkte eignen sich ideal als Checkliste für Arbeitgeber, die Mitarbeiter dauerhaft binden und zufriedenstellen möchten:
- Während des letzten Jahres bekamen Mitarbeiter die Möglichkeit, Neues zu lernen
- In den letzten sechs Monaten gab es ein Gespräch über Fortschritte
- Die Ziele und die Unternehmensphilosophie der Firma geben Mitarbeitern das Gefühl, dass ihre Arbeit wichtig ist
- Es gibt jemanden, der die Entwicklung der Mitarbeiter fördert
- Vorgesetzte interessieren sich für Mitarbeiter als Mensch
- Anerkennung wird ausgesprochen
- Mitarbeiter haben alle nötigen Materialien und Arbeitsmittel, um ihre Arbeit richtig zu machen
- Mitarbeiter wissen, was bei der Arbeit von ihnen erwartet wird
Fazit
**Von einem guten Betriebsklima über Wertschätzung und starken kollegialen Zusammenhalt: **Es sind vor allem weiche Faktoren, die von (potenziellen) Mitarbeitern einer strengen Qualitätskontrolle unterzogen werden. Besonders auffällig ist der Wunsch nach kompetenten Führungskräften, die durch Feedbackgespräche und Anerkennung echtes Interesse an Arbeitnehmern signalisieren. Im Bewerbungsprozess steht Usability ganz weit oben auf der Wunschliste vieler Kandidaten: Praktische, schnelle und mobiloptimierte Verfahren sorgen für eine gute Candidate Experience und schaffen eine starke Basis für alle weiteren Schritte.
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